Samstag, 22. Mai 2010

Ein kleiner Rückblick auf die Erdbebenhilfe in Talca

Langsam nähern wir uns dem tatsächlichen Abschluss unser langen Hilfsaktion und es wird Zeit für einen kleinen Rückblick.

Es ist bald 3 Monate her, dass das Erdbeben Chile erschütterte und viel ist passiert.
Wir starteten unsere Hilfsaktion und hatten auf einige Spenden von Freunden und Verwandten gehofft um vielleicht dem einen oder anderen zu helfen. Was uns traf war jedoch deutlich mehr. Wir hatten niemals damit gerechnet, dass so viele Menschen uns derartig unterstützen würden und sich innerhalb kürzester Zeit eine Summe von weit über 13.000€ ansammeln würde. Ich habe das schon oft getan aber tue es auch wieder und danke allen die uns dabei geholfen haben und uns auf verschiedenen Wegen unterstützt haben. Ohne die Hilfe aus Europa und natürlich vor Allem aus Deutschland hätten wir wenig tun können.

Was haben wir erreicht?
Ganz konkret haben wir 8 dieser Häuser für Familien gebaut, 5 Häuser auf verschiedene Art und Weise repariert und vielen anderen Familien mit unterschiedlichen Mitteln wie z.B. Planen zum Abdichten des Hauses geholfen. Dies konntet ihr alles im Bereich Aktuelles auf der Webseite des Team Rau Seminare nachlesen.

Was resultierte daraus?
Materialistisch, neue oder reparierte Unterkünfte für viele Familien die bis dahin verzweifelt waren und nicht weiter wussten. Psychisch mehr. In den Regionen in den wir halfen, kam die staatliche Hilfe meist nicht an. Wir haben den Menschen zeigen können, dass man sie nicht vergessen hat. Oft auch durch kleine Gesten, die zeigten, dass man an Sie denkt und sie nicht allein lassen wird. Wir waren für viele ein Beispiel, dass wir uns gemeinsam helfen müssen und können. Das sich aus dieser Katastrophe eine Solidarität entwickeln kann die noch lange darüber hinaus bestehen wird. Dass es Menschen gibt, die anderen helfen ohne den kleinsten Nebengedanken dabei zu haben. Das es immer wieder etwas blaues am Himmel gibt und die Sonne wieder raus kommt.

Konkret in Chile aber auch etwas anderes. Wir haben den Chilenen, die sich oft als das Ende der Welt, abgeschnitten von Allem sehen, gezeigt, dass die Welt Anteil an Ihrem Leid nimmt und Ihnen hilft. Viele waren begeistert davon, dass Europa ihnen so aktiv zur Seite steht.

Was waren die Reaktionen?
Die Reaktionen waren durchweg positiv. Über jede noch so kleine Unterstützung freuten sich die Menschen, nie wurden wir mit Neid oder Gier konfrontiert.
Oft wurde uns ganz direkt und von Herzem gedankt für das was wir tun und wie wir es tun aber oft genug waren es auch Gesten die man nicht beschreiben kann, die einem aber noch deutlicher zeigten, welch große Hilfe man der Familie mit der neuen Unterkunft bot und welch innere Erleichterung sich entfaltete.
Dies gibt einem immer wieder große Kraft und steigert das innere Gefühl etwas gutes zu tun.

Was sind meine Empfindungen?
Naturkatastrophen sind überall auf der Welt mit schrecklichen menschlichen Schicksalen verbunden. Sie äußern sich nicht immer im großen Ganzen aber immer in den persönlichen Tragödien. Das erlebte in Chile zeigte mir wie real das ist, was wir jeden Tag in den Nachrichten sehen und was es für jeden einzelnen vor Ort bedeuten kann.
Chile selbst geht mit einer unheimlichen Kraft aus dieser Katastrophe, einer regelrechten "jetzt erst recht" Philosophie. Es ist aber auch ein Land, dass die Fähigkeit und Möglichkeiten hat eine derartige Katastrophe zu verkraften ohne dabei im Chaos zu versinken. Eines der am weitesten entwickelten Länder Süd-Amerikas, in dem noch immer 18,3% der Menschen unter der Armutsgrenze leben, unter Bedingungen die viele von uns sich gar nicht vorstellen können. Das ist es auch was es trotz der koordinierten staatlichen Hilfe so schwer macht. Wen es in der Regel wirklich hart trifft, sind nicht die mittelständigen oder reichen Menschen, es sind wie so oft, die armen Menschen die in den Häusern wohnten, die zusammenbrachen. Es traf am schlimmsten die Menschen, die schon vorher von wenig leben mussten und nach dem Beben einfach nicht die Möglichkeit haben sich von diesem Schlag zu erholen. Um so schöner und erfüllender das Gefühl einigen geholfen zu haben und um so ernüchternder zu sehen, unter welchen Umständen viele Menschen leben müssen.


Vor einigen Tagen habe ich darüber nachgedacht, ob und wenn ja, vor was ich in dieser Zeit Angst hatte. Das Beben mit dem fallenden Staub&Steinen meiner Zimmerdecke, dem fürchterlichen Geräusch, dies hat mich nicht verängstigt. Als ich die Tür aufmachte und die Gesichter der Menschen sah, die Verzweiflung und pure Furcht in ihren Augen, die ganze Situation in den Tagen nach dem Beben. Das war es was mir wirklich im Kopf bleibt, was eine einschneidende Erfahrung für mich war und was selbst jetzt noch beim Gedanke daran meinen Puls steigen lässt. Das war es was mich nun besser verstehen lässt, was die Menschen auf der Welt die unter Katastrophen, Krieg oder staatlicher Unterdrückung leiden wirklich durchstehen.

Nun also, vielen Dank an euch Alle, die mich und uns in dieser schwierigen Zeit begleitet haben und im Gedanken immer bei uns waren!


Für mich ist die Umstellung zum "normalen Leben" mittlerweile eigentlich vollzogen. Die letzte Mauerreparatur ist heute abgeschlossen worden und so arbeite ich wieder sehr viel im Bereich der erneuerbaren Energie mit Christoph und unserer vivest group - erneuerbare energien und habe nun auch endlich meine Bachelorarbeit beginnen können. Das Thema steht im Übrigen auch: Strategische Machbarkeitsstudie für Photovoltaik-Parks in Chile mit einer minimalen Leistung von 1MWp - am Beispiel des SunCarries der a+f GmbH.

Somit also wieder ganz liebe Grüße aus Chile, wo sich der Winter langsam breit machen möchte.

1 Kommentar:

  1. wir sind sehr glücklich, dass dieses Projekt soviel bewirken konnte. Auch für uns hat alles eine Lehre vermittelt, schade, dass so etwas Furchbares Anlass sein musste. Viele Dinge betrachten wir jetzt aus einem anderen Blickwinkel und Neid und Gier werden wir jetzt noch stärker verachten. Kleine Unannehmlichkeiten des Alltags werden wir leichter nehmen, mehr auf die Mitmenschen achten und für Arroganz, Selbstherrlichkeit und Verschwendung nur Mitleid übrig haben. Du David, alle Helfer vor Ort und bei anderen Katastrophen gehören für uns zu den Helden der heutigen Zeit. Auch von unserer Seite nochmal herzlichen Dank an alle Beteiligten. Auch wenn diese private Aktion zu Ende ist, wird hoffentlich im menschlichen Miteinander vieles nachhaltig sein.

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