Mittwoch, 24. März 2010

2. Haus und immer mehr Hilfe benötigt

Es ist nun wieder etwas her seit ich mich hier gemeldet habe aber über den aktuellen Stand versuche ich euch immer auf der Webseite meines Vaters auf dem Laufenden zu halten.
Es ist momentan eben so, dass die Uni, das Hilfsprojekt und meine eigene Arbeit alles aufeinander treffen und so wenig Zeit für andere Dinge bleibt.

Endlich haben wir durch die Volksbank Einblick auf das Spendenkonto und können uns konkret bei euch bedanken. Ich hoffe, dass ich euch mit der Berichterstattung gerecht werde und ihr gut verfolgen könnt, dass wir hier unser Möglichstes geben um möglichst viel mit euren Spenden bewirken zu können. Zusammen mit Betty und Christoph haben wir nun mehr als 10.000€ gesammelt und verwalten eine beträchtliche Summe. Das bedeutet für uns immer mehr Verantwortung und natürlich Organisationstalent.
Mittlerweile konnten wir mindestens einen Baumeister - was in den momentanen Zeiten nicht einfach ist - für uns gewinnen und einige Freiwillige Studenten wollen uns auch tatkräftig unterstützen. Die Hilfe ist wirklich willkommen denn allein können wir die anfallende Arbeit mittlerweile nicht mehr bewältigen. Ich kann nicht oft genug sagen wie dankbar ich für eure Spenden bin und wie stolz es einen macht, dass ihr uns hier so stark unterstützt sodass wir den Menschen wirklich helfen können.

Unser zweites Haus ist nun so gut wie fertig und die Bauarbeiten am 3. und 4. werden parallel beginnen. Danach haben wir bereits weitere Familien denen wir helfen möchten. Durch die Zerstörung in Talca ist das Finden von Bedürftigen leider einer der leichteren Teile der Arbeit.
Heute war ich wieder Baumaterial mit Betty kaufen - 4 Aluminiumfenster. Mittlerweile sind mir auch das Spielzeug und die Süßigkeiten die mir Mama für Kinder mitgegeben hatte ausgegangen, sodass ich heute einen großen Beutel Süßigkeiten gekauft habe um sie an die Kinder der Familien zu verteilen.

Morgen wird ein Haus fertiggestellt und bei den beiden anderen wird das ausheben der Löcher begonnen. Hoffentlich können wir diese beiden Häuser wieder schneller fertigstellen. Noch wartet viel Arbeit auf uns.


Heute war ich entsprechend viel im Zentrum unterwegs. Der Anblick heute schockte mich wieder aufs Neue. Mittlerweile haben die Menschen die Häuser aufgeräumt, teils abgerissen oder notdürftig repariert. Somit liegt der gesamte Schutt nun in den Straßen und verstopft die Stadt. Das Bild ist einfach unfassbar und die Zerstörung die nun immer deutlicher wird erinnert uns alle an Bilder aus dem Krieg. Ich kann die Schockstarre einiger verstehen und weiß wie wichtig im Moment die andauernden Anfeuerungen unter den Menschen sind um sich aus all der Zerstörung wieder auf die Beine zu stellen und weiter zu machen, wie wichtig jede Hilfe ist, jeder einzelne Wiederaufbau um allen zu zeigen es geht voran, wir schaffen das wieder.
Ich mag mir nicht vorstellen wie lange es dauern wird alles wieder aufzubauen.

Sieht man daneben jedoch wieviele in diesem Augenblick Eigeninitiative zeigen und uneigennützig helfen und unterstützen, sieht man die Menschen die Ihrem Beruf tagsüber gut gelaunt nachgehen und in der Nacht an Ihren Häusern bauen, sieht man die Kraft die in vielen ruht, dann weiß man es wird Zeit brauchen aber Chile wird auch dieses Beben hinter sich lassen und weiter nach vorne gehen.

Ich freue mich immer über eure Nachrichten, Kommentare und Grüße,
alles liebe aus Chile

Spendenliste





















NameLandSpende
Renate & Karl-Heinz KazubkeDeutschland100 €
Peter & Christa RaitzschDeutschland20 €
Pia RamlowDeutschland25 €
Thorsten PetzoldDeutschland250 €
Christina SplitzDeutschland30 €
Heinz & Monika StahlkopfDeutschland50 €
Hannelore MarxDeutschland10 €
Walkinggruppe KSV 90 PankowDeutschland50 €
Brigitta RauDeutschland20 €
Henri & Ingrid KlupsDeutschland20 €
Seniorengymnastik PankowDeutschland54 €
Sebastian LenkDeutschland30 €
AnonymDeutschland50 €
Peter & Christel KazubkeDeutschland50 €
Lutz Kirchhof - Fußballabt. Hertha BSCDeutschland10 €
Marion SeidenstückerDeutschland20 €
=789 €

Freitag, 12. März 2010

letzte Vorbereitungen

Morgen geht die erste Bauzeit los. Heute war ich wieder einmal unterwegs um einiges Werkzeug und die Standbalken unserer Konstruktion zu besorgen. Ich denke nun haben wir alles. Schließlich soll es auch morgen bereits um 8.30Uhr losgehen.
Ich bin schon ein wenig gespannt ob alles gut klappt und freue mich nun endlich der ersten Familie helfen zu können. Als wir es ihnen gesagt haben waren sie zumindest schon einmal sehr glücklich und erleichtert bald wieder ein richtiges Dach zu haben.

Vielen Dank an alle die uns unterstützen, sei es organisatorisch oder finanziell. Ohne euch wäre es nicht möglich. Morgen Nacht zeige ich euch die ersten Bilder des Baus der durch euch möglich wird.

Donnerstag, 11. März 2010

Starke Nachbeben

Wir haben uns gleich am Morgen mit einer Familie getroffen der wir als erstes helfen wollen. Sie finden unseren Konstruktionsvorschlag gut und wir müssen nun nur noch abwarten, dass der Staat ihnen bestätigt, dass das Haus völlig zerstört ist. Schwer wenn man bedenkt, dass das Dach nicht existiert und 2 Mauern fehlen.
Mit Sebastian war ich unterwegs um einiges noch ausstehendes Baumaterial zu besorgen. Direkt vorm Baumarkt erschüttert uns eines der bisher stärksten Nachbeben - 7,2 auf der Richterskala laut USGS. Wir sitzen im Auto und beobachten ehrwürdig wie der riesige Baumarkt wie ein Papierhaus von links nach rechts schwingt. Es ist für uns beide unglaublich zu sehen wie sich dieses Gebäude so stark bewegt.
Kaum sind wir einige Minuten im Baumarkt unterwegs bebt es erneut stark und es wird sofort etwas panischer. Man merkt die Menschen sind nervlich am Ende. Viele weinen unter dem Druck und wollen einfach nur raus. Wir wollen weiter aber werden plötzlich wieder von einem Beben überrascht. Das reicht, der Baumarkt wird evakuiert und bleibt den ganzen Tag geschlossen.
Am späteren Nachmittag sind wir wieder unterwegs in einigen anderen Märkten und finden vieles vom noch ausstehenden Material. Uns fehlen jetzt nur noch die Standbeine unserer Konstruktion. Das müssen wir morgen versuchen.
Sebastian hat heute auch unsere bisherigen Schmierereien und Skizzen in eine genaue Konstruktionszeichnung umgewandelt.
Wie es aussieht müssen wir aber noch warten, dass die Stadtverwaltung unseren Familien bescheinigt, dass ihr Haus wirklich zerstört ist. Somit bleibt ihr späterer Anspruch auf staatliche Hilfe erhalten.

Morgen besuche ich eine weitere Familie und werde versuchen das letzte, fehlende Material aufzutreiben.

Dienstag, 9. März 2010

1. Besuche

Es ist toll. Chris und Betty hat bereits erste Spendeneingänge verbuchen können und wir können langsam konkret arbeiten.
Ich war heute unterwegs und habe erste Familien die in Frage kommen besucht. Eine Familie ziemlich weit draußen auf dem Land lebt erst seit einem Jahr in dieser Region. Ihre Familie lebt in Arica und viele Freunde haben sie nocht nicht. Die Stadtverwaltung hat nur beim aufräumen geholfen.
Ihr Haus ist nicht mehr vorhanden. Die beiden sind allein und leben seit dem Erdbeben in einem Zelt. Aus dem Schutt haben sie bisher eine kleine Überdachung zum kochen gebaut und eine Toilette eingerichtet. Strom gibt es noch nicht aber durch eine Pumpe haben sie zumindest Wasser. Ich will ihnen unbedingt helfen und nach Absprache mit Chris und Betty sieht es so aus als werden wir dieser Familie helfen können.
Wir haben einen groben Konstruktionsplan erstellt wie wir die Holzbleiben bauen wollen und passende Materiallisten.
Probleme scheint es beim Material zu geben. Wir haben erfahren, dass der Staat fast alles aufkauft und man nur noch schwer an Konstruktionsmaterial kommt. Morgen werden wir also sehen wie wir an Baumaterial kommen. Wenn wir in der Region nichts bekommen bleibt als Hoffnung Santiago.

Eben habe ich mit Valentina telefoniert. Mit dem Epizentrum unweit von Laja hat in genau diesem Moment ein stärkeres Beben - 5,4 auf der Richterskala - die Leute erneut erschüttert und verunsichert. Das Fernsehen ist wieder ausgefallen, einige Dinge umgestürzt. Alle waren auf der Straße und verspüren erneute Angst. Ich versuche nur sie zu beruhigen, mehr kann ich von hier nicht tun.

Montag, 8. März 2010

Ein Tag Ruhe

Heute bin ich gesund zurück in Talca. Ich gehe nicht wie in Laja raus arbeiten, sondern arbeite und organisiere nun voll für unsere Spendenaktion. Trotzdem komme ich heute etwas zur Ruhe. Es ist eigentlich der erste Tag seit dem Erdbeben, dass ich ein wenig über alles nachdenken kann was passiert ist und wie es lief.
Ich kann mit meinen Eltern endlich länger sprechen, was mich noch mehr erleichtert heute und mich stärkt.
Eben habe ich noch einmal meinen ersten Eintrag gelesen. Ich glaube mir ist in diesem Augenblick erst klar geworden was für ein Glück wir hatten. Ich merke das mich alles deutlich mehr berührt als ich dachte, bisher stand ich aber immer unter Strom.
Gestern war ich dabei eine Notunterkunft vorzubereiten. Nachdem ich und viele andere wieder Strom und Wasser haben wirkt alles nicht mehr so schlimm aber als die erste Frau in die Sporthalle tritt, verängstigt ihr Kind auf dem Arm hat wird mir klar, wie hart es manche getroffen hat und was wir nun für eine Verantwortung haben.
Mir und allen die mich kennen sollte nun endgültig klar sein, es sind keine Filme die wir in den Nachrichten sehen, es sind Menschen wie du und ich, Menschen die alles verloren haben was sie hatten und nun um Hilfe suchen.

Ich werde soviel tun wie ich kann um zumindest einigen wieder auf die Beine zu helfen und eine Chance auf einen Neuanfang zu geben.

Jede Spende hilft!!

Jede Spende hilft! Auf folgenden beiden Konten könnt Ihr Spenden an uns einzahlen:



eigens eingerichtetes Spendenkonto:

Berliner Volksbank
Kontoinhaber: Thorsten Rau
Spendenkonto "Talca"
Konto: 2242243008
BLZ: 100 900 00
Verwendungszweck: "Erdbebenhilfe Talca"

Für Überweisungen aus dem Ausland (außerhalb Deutschlands):
IBAN: folgt
BIC / SWIFT: folgt

Paypal
Kontoinhaber: PayPal Pte. Ltd.
Bank:JP Morgan
Konto: 6161604670
BLZ: 50110800
Verwendungszweck: 316UVFLR6K0YJWC sowie "Erdbebenhilfe Talca"

Achtung:
Wir können keine Spendenquittung ausstellen! Dies ist eine private Spendensammlung! Wenn Ihr eine Spendenquittung benötigt, können wir euch gern direkt zur chilenischen Stiftung "Trekkingchile" vermitteln.

Wir möchten die Spender mit Vorname, Nachname, Land sowie Spendenbetrag benennen. Solltet Ihr dies nicht wünschen, bitten wir um eine kurze Information.

Bei weiteren Fragen nehmt bitte kurz Kontakt mit mir auf: avideco@gmail.com


Noch einmal eine kurze Zusammenfassung:

Mit den an uns übermittelten Spenden helfen wir betroffenen Familien in Talca und nächster Umgebung gezielt bei der Instandsetzung bzw. beim Wiederaufbau ihrer zerstörten Wohnhäuser. Von den auf unseren Konten eingehenden Spendengeldern erwerben wir Baumaterial, Werkzeuge sowie wichtige Ausstattung für den Alltag, also z. B. Campingkocher, Matratzen etc. und übergeben dies in Form einer Direkthilfe dann an die Betroffenen, jedoch jeweils nur genau das, was auch wirklich dringendst benötigt wird. Somit liegt die gesamte Steuerung der Hilfe in unseren Händen. Wir leisten keine direkte Barauszahlung.
Unsere Hilfsaktion erfolgt in Zusammenarbeit mit der Stiftung Trekkingchile.

Mein Blog ist nun doch meine rein persönliche Information für euch.
Die "offiziellen" Webseiten für unsere Spendenaktion sind nun:
http://www.suedamerika-immobilien.net/de/erdbebenhilfe-talca
http://www.rauseminare.de/erdbebenhilfe/

Dort gibt es neben allgemeinen Informationen immer Zwischenberichte, Fotos und Aktuelles.

Wenn ihr selber Ideen, Anregungen usw. habt wie man helfen kann oder bereits etwas geplant habt, dann teilt mir das auf jeden Fall mit. So können wir alles zusammen koordinieren und effektiver helfen.

Ich hoffe auf eure Unterstützung!

Samstag, 6. März 2010

Hilfsaktion fuer Chile - Talca

Hallo wieder von mir und ein Aufruf an euch alle, Chile in dieser schweren Situation zu Unterstuetzen!

Wie ihr wisst lebe ich in Talca. Das ist nicht weit weg vom Epizentrum und hat uns daher auch hart getroffen. Da wir nicht in Kuestennaehe sind, blieb hier zum Glueck die Flutwelle aus. Trotzdem ist Lage in Talca fuer viele Menschen ein Desaster. Hier in der Nachbarschaft kennen wir einige wirklich bedürftige, einkommensschwache Leute, die ihr gesamtes Haus verloren haben. Sie haben Angst, suchen Zuflucht und vor Allem Unterstuetzung.

Die Bilder hier sprechen fuer sich: Earthquake in Chile - The Big Picture - Boston.com Sobald ich selbst welche machen konnte werde ich diese hochladen.

Wir werden diesen Leuten jetzt direkt mit Sekundärhilfe, wie Baumaterial, Hygieneartikeln, Textilien etc. durch Spendengelder - die wir persönlich erhalten - helfen (der Winter mit Regen steht vor der Tür). Somit liegt auch die gesamte Steuerung der Hilfe in unseren Händen. Dabei hoffen wir auf eure Unterstuetzung und Vertrauen.

Wer uns direkt unterstützen möchte sendet bitte eine E-Mail:

terremoto.chile@vivest.net

http://www.suedamerika-immobilien.net/de/index-de.php

Donnerstag, 4. März 2010

Neuigkeiten

Hallo ihr Lieben.
Wir hier haben mittlerweile einen recht geregelten Ablauf. Morgens und Abends gibt es meist Strom und Wasser, was mitunter schon sehr wichtig ist.
In anderen Stadtteilen sieht es noch anders aus. Viele haben kein Wasser und rennen uns schon auf der Strasse entgegen wenn wir mit unserem Tanklaster kommen. Essen und Grundnahrungsmittel sind immernoch knapp. Seit 2 Tagen wurde auch eine Ausgangssperre ab 20Uhr verhaengt.

Mir persoenlich geht es genau genommen wunderbar und es magelt an fast nichts, sodass ich mich auf die Hilfe fuer andere konzentrieren kann.
Seit 2 Tagen haben wir eine Buergerwehr in unserer Nachbarschaft organisiert, da wie leider vermutet Nachts bereits einige Schuesse gefallen sind und versucht wurde Haeuser auszurauben.
Meine Tage sind relativ gleich. Vorgestern stand ich um 3.40 auf. Von 4-8 waren wir zu dritt unterwegs in unserem Blog mit Funkgeraet und Taschenlampe. Alles ruhig bei uns aber in der Ferne hoeren wir zwischendurch 8 Schuesse.
Um 8 essen wir Fruehstueck und laufen kurz nach 9 los Richtung Rathaus. Von 10 - 16 Uhr sind wir mit einem Bus unterwegs und verteilen Mehl an die verschiedenen Nahcbarschaften. Zu Hause legen wir uns schlafen bis es an der Tuer klingelt gegen 19.30 und wir abgeholt werden. Ein neuer LKW mit Nahrungsmittel ist angekommen. Wir laden alles aus und verpacken es in Familienportionen. Gegen 24 Uhr sind wir fertig. Ich bleibe mit Valentinas Bruder und 10 weiteren Helfern sowie 4 Polizisten im Lagerraum um alles zu bewachen. WIr haben aber Matten sodass ich zu guten 5h Schlaf komme. Heute sind wir dort geblieben und haben Kleinbusse beladen. Gegen 16Uhr kamen wir wieder zurueck nach Hause.
Heute Nacht werde ich dann wieder von 3.30 - 7 Uhr eine Nachtwache uebernehmen. Nach dem Fruehstueck dann vermutlich bei jemandem helfen, dass Dach irgendwie wieder dicht zu machen.

Morgen werde ich auch sehen ab wann ich wieder mit einem Bus nach Talca komme, da ich ja fast nichts mitgenommen hatte als ich aufgebrochen bin. Vermutlich werde ich naechste Woche zurueck fahren.

Also ich halte euch weiter auf dem Laufenden.
Liebe Gruesse aus Laja!!

Montag, 1. März 2010

Mir geht es gut!

Hallo alle zusamen. Also zuerst einmal das wichtigste, mir geht es gut und ich bin gesund. Ich hatte es vor gestern nur einmal kruz geschafft mit meinen Eltern zu sprechen, es reichte aber gerade fuer ein: Mahct euch keine Sorgen, mir gehts gut.

Wie ist es mir also ergangen:
Ich bin um kurz nach 1 im Bett gewesen. 2h spaeter wurde ich durch einen kleinen Stein auf meiner Stirn, dem unheimlichen Laerm und das hin und her schwingen des Hauses geweckt. Ich brauchte einige Zeit um zu realisieren was passiert und unter den Tuerrahmen zu springen. Als sich nach 3 Minuten alles ein bisschen beruhigt, ist mein Zimmer voll mit Steinen und Staub, alles liegt auf dem Boden. Als naechstes fallen mir meine Nachbarn ein - die Pensionsmutter und ihr Sohn. Ich ziehe mir Schuhe an und springe die Treppe hinunter nach draussen. Dort herrscht Chaos. Viele weinen, einige Schreien und andere versuchen zu beruhigen. Ich renne rueber zur anderen Tuer wo mir die beiden voellig veraengstigt entgegen kommen. Ich nehme bei in den Arm und so bleiben wir unter der Tuer stehen bis die letzen Erschuetterungen aufhoeren. Schon jetzt weiss ich, wir hatten Glueck. Das Haus steht noch und alle sind heil rausgekommen. Die Nacht ging danach so schnell vorbei, dass ich mich nicht mehr genau erinere. Ich ging die Strasse auf und ab um sehen ob Hilfe benoetigt wurde aber unsere ganzer Block war gut davon gekommen. Also blieben wir alle erst einmal im Garten sizten mit Decken und versuchten uns zu beruhigen. Der Strom faellt natuerlich sofort aus, sowie auch das Handynetz. Ich kann niemanden erreichen also schreibe ich Nachrichten an alle in der Hoffnung das Sie irgendwie durchkommen. dIE Atmosphere ist einfach nur unheimlich. Wie in einem Film sitzen alle Nachbarn relativ nah zusamm auf der Strasse, man draengt sich um die wenigen Radios um zo wissen was wirklich passiert ist und wie schlimm es ist.
Die Schwiegertochter der Pensionsmutter ist allein mit 2 Kindern (1 Jahr und das andere 1Monat). Ich will also sofort mit dem Auto los und sehen wie es ihr geht. Unser Nachbar haelt mich auf und erklaert mir, im Radio hat er gehoert, das Zentrum soll es viel schlimmer erwischt haben und wir werden nicht durchkommen. Ich will es versuchen aber alle halten mich auf. Gegen 6-7 beginnen wir wieder zu denken und stellen alles Gas ab und sammeln so viel Wasser wie wir Behaelter haben. Wie erwaret, wird das Wasser auch am fruehen Morgen abgedreht. Dann trauen wir uns langsam wieder in Haus und sehen das alles umgestuerzt ist, der Kuehlschrank und alles andere schwere Beine bekommen hat aber es dem Haus selbst gut geht.
Es wird hell und wir entschliessen uns nun mit dem Auto loszufahren. Das Zentrum ist wirklich viel schlimmer betroffen. Nahezu alle alten Haeuser sind eingestuerzt, Schulen, Kirchen, oeffentliche Gebaeude hat es meist auch hart erwischt. Wir kommen aber durch und stellen fest, das es ihr gut geht. Auch eine meiner Freunde besuchen wir und koennen beruhigt nach Hause fahren.
Es ist immer noch unmoeglich jemanden zu erreichen. Wir fruehstuecken und machen uns daran das schlimmste Durcheinander zu beseitigen. Betty und Christoph sind unterwegs auf einer Reittour. Ich mache mir eigentlich keine Sorgen, da ihnen da draussen nichts passieren kann will aber sehen wie es auf dem Grundstueck aussieht und ob die anderen Familien Hilfe brauchen. Also schnappe ich mir wieder das Auto und duese an umgekippten Strommasten und aufgerissene Strassen vorbei bis zum Grundstueck. Allen geht es gut. Die Daecher sind leicht beschaedigt und wie bei allen ist im Haus alles umgestuerzt aber etwas wirklich schlimmes ist nicht passiert.
Immernoch funktioniert die Kommunikation nicht. Ich kann euch in Deutschland nicht Bescheid geben und von Valentina weiss ich auch noch nichts. Ich mache mir immer mehr Sorgen. Ich erfahre, das die Polizei ein freies WLAN Netz im Zentrum errichtet hat also schnappe ich mir meine Rucksack, den PC und mein Messer und mache los. Warum das Messer - einer der ersten Saetze den man mir nach dem Beben sagt: In Chile, nach dem Erdbeben, kommen die Raeuber.
Ich muss zu Fuss gehen denn Taxis oder Busse gibt es natuerlich nicht und wir werden uns auch darueber bewusst, wie wertvoll das Benzin werden wird.
Mein Eindruck in der Stadt bestaetigt sich. Es ist zwar ruhig, alles scheint unter Kontrolle aber so viele Haeuser sind eingestuerzt und schwer beschaedigt, dass ich nicht nachdenken moechte wie lange der Aufbau dauert. Das Netz ist wirklich da. Ich komme kurz ins Internet und erreiche Mama und Papa, was mir schonmal super wichtig war. Sonst niemanden. Nach 2h verzweifelten Versuchen breche ich auf, da es dunkel wird. Ich marschiere Zum Busterminal. Mittlerweil sehe ich ein, dass das Handynetz nicht besser wird und will irgendwie nach Laja in den Sueden kommen. Das Terminal ist auch im Chaos. Viele Reisebusse mussten in Talca bleiben. Die Leute haben kein Essen, keine Getraenke und keine WC. Wann wieder ein Bus fahen wird kann mir niemand sagen.
Gegen 22Uhr komme ich in die Pension wo sich schon alle Sorgen gemacht hatten. Mittlerweile werde wir uns darueber im Klaren was als naechstes kommt. Supermaekrte gibt es nicht. Die kleinen Laeden sind nach einigen Stunden leergekauft. Batterien, Wasser und Brot als erstes. Ich hatte ziemlich viel am Vortag gekauft, da ich nichts in der Pension hatte. Also hole ich alles, gebe es Isabel(Pensionsmutter) und sage ihr, dass ich es per Anhalter versuchen will. Als ich schon los will sagt mir unser Nachbar, dass er morgen auch fahren will/muss und mich mitnehmen wuerde. Das klingt deutlich sicherer, sodass ich mich mit einer Tasse Kaffee mitten auf die Strasse setze und erstmal durchatme.
Es ist wieder diese Stimmung. Ueberall sizten die Leute draussen. Kerzenlichter und das laute Radio bestimmen die Atmosphere. Isabell und Ihre Freundinnen sind sichtlich geschafft und legen sich gegen 12 im Flur auf eine Matratze. Keiner traut sich weit entfernt vom Ausgang zu liegen, viele haben Zelte aufgeschlagen. Ich mache noch einige Runden in der Nachbarschaft. Alles ist gott sei dank ruhig. Ich sizte noch eine Zeit lang draussen und lausche entsetzt den Nachrichten bis mich gegen 3 nichts mehr auf den Beinen haelt. Seit den Erdbeben lege ich mich das erste mal wieder schlafen, vor dem Haus, auf einem Teppich um alls im Blick zu haben.
Morgens um kurz nach 7 springe ich, aus dem Schlaf gerissen, auf und direkt unter die Tuer. Mich weckt nicht mein Handy sondern ein starkes Nachbeben. Alle sind sichtlich geschafft und vor Allem die Lebensgueter Situation wird schlechter. Mein Nachbar kann nicht fahren, er hat kein Benzon auftreiben koennen fuer die laengere Reise. Ich kann jedoch immer noch niemanden erreichen und will endlich wissen ob es Valentina gut geht. Also hole ich den Rest an Essen und meine Wasserdefinfektionstabletten, gebe sie Isabel und mache mich mit sehr leichtem Rucksack - 2Bananen, 1kleines Getraenk und ein Brot auf den Weg zur Autobahn.

Mit Glueck erwische ich sehr schnelle eine Familie die aus Santiago kommt und witer in den Sueden nach Hause will. Sie haben auf Vorrat Benzin dabei und genug Verpflegung. Auf dem Weg wird mir das Ausmass bewusst. Komplett eingestuerzte Fabriken und Autobahnbruecken, riesige tiefe Risse in der Fahrbahn, in denen teilweise Autos oder Busse stecken und kilometer lange Schlange an den wenigen halb funktionierenden Tankstellen. Die Strecke ist mit einem kleinen Auto zu schaffen, an einen LKW oder Bus zu denken aber unmoeglich. An meinem Abzweig springe ich raus, laufe 1,5h und werde wieder mitgenommen bis nach Laja. Die Nachrichten kommen nun auch zu uns durch. Ich kann mir mit Grauen vorstellen wie es in den Strand-Regionen aussehen muss. Laja aber ist gut davongekommen denke ich, bis ich vorm einzigen grossem Supermarkt stehe. Chaos, Menschen die rennen und bruellen. Ich brauche kurz bis mir klar wird was passiert. Die Menschen hatten den Supermarkt aufgebrochen und wahren dabei alles zu stehlen was nicht festgenietet war. Ich gehe weiter und komme endlich zu Valentinas Haus. Wir fallen uns beide unheimlich gluecklich in die Arme und sind einfach nur froh. Allen geht es gut sodass ich endlich wieder beruhigt sitzen kann und ersteinmal Abendbrot esse. Wie sich herausstellt ist hier das gleiche Problem wie in Talca. Mehl gibt es nur noch rationiert(heute gar nicht mehr) und auch alles andere ist schwer zu bekommen. Kein Strom, kein Wasser kein Gas. Hier habe ich jedoch noch mehr Glueck. Die Haeuser gehoeren der riesigen Fabrik in der auch der Vater arbeitet. Hier geht alles etwas schneller sodass wir schon heute frueh wieder fuer 1h Wasser hatten und am Abend auch. Vor dem Haeuserblock campen alle Familien. Wir sitzen noch bis um 1 und versuchen zu etwas auszuspannen und lauschen den Nachrichten. Dann falle ich wieder ins Bett, ich war um 8 mit Valentinas Bruder verabredet.

Hete frueh essen wir das letzte Brot im Haus, trinken einen Kaffee und laufen ins Zentrum zum Rathaus. Wir wollen helfen. von 9-20Uhr sind wir mit einem riesigen Tanklaster voll Trinkwasser auf den umliegenden Doerfern unterwegs. Manche haben eigene Quellen und Pumpen. Andere aber kommen auf uns zu gerannt und sind gluecklich endlich sauberes Wasser zu haben. Die Solidaritaet ist ueberall zu spuehren. Keiner von uns ueberlegt wie lange wir schon unterwegs sind und wir versuchen jeden zu erreichen und Wasser zu geben. Wieder zuruek erwartet uns schon Valentina und wir fallen direkt in die Stuehle vom Essenstisch.

Ich bin nun also in Laja und werde vor erst hier bleiben. Ihr braucht euch absolut keine Sorgen machen. Hier ist es relativ ruhig bis auf einige Verrueckte und den Mangel an einigen Lebensmitteln. Heute gab es sogar wieder kurz ein wenig Strom. Daher konnte ich schreiben.
Morgen werden wir wieder los mit dem Tanklaster und Wasser verteilen. Das wird vermutlich ersteinmal meine Tagesbeschaeftigung.

Bei weiteren Gelegenheiten melde ich mich wieder. Wie gesagt, das wichtigste ist, mir geht es gut und alle die ich kenne scheinen bei guter Gesundheit. Die wirklich schlimmen Gegenden sind an der Kueste 1,5h von uns weg.
Ganz liebe Gruesse an euch alle, macht euch keine Sorgen.

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