Mittwoch, 28. Oktober 2009

Vilches Alto, Ausflug in die perfekte Natur

Norbert und Steffi sind zwei Freunde die ich waehrend meines Praktikums kennengelernt habe. Sie hatten mich und Valentina schon eine Weile eingeladen ein Wochenende bei ihnen in Vilches Alto zu verbringen.
Bisher hatte ich von ihrem Haus und dem Fleckchen Erde sie wohnen nur gutes und spannendes gehoert. Also machten wir uns am Samstag um 7.15 mit dem Bus auf Richtung Vilches, 2h fahrt. Dort holte uns Norbert ab und brachte uns direkt zu ihrem Grundstueck.
Sie wohnen etwas Abseit an einem Hang und blicken mit dem 1ha grossen Grundstueck direkt auf die Kordillere. Ich hatte zwar schon einiges gehoert aber trotz Allem kam ich nicht aus dem Staunen. Steht man auf ihrer Terasse, kann man den Hang hinunter sehen bis zum Fluss Lircay und von dort aus mit dem Blick wieder der ansteigenden Kordillere folgen bis man am schneebedeckten Gipfel ankommt.
Der Ausblick ist einfach traumhaft und ich fuehle mich beinahe wie in einer Filmszene. Es passt zum Ganzen perfekt, dass sie ein schoenes Holzhaus besitzen und trotz Stromnetz lieber autark mit Solarenergie leben.
Vom Ausblick gefesselt stuerzen wir uns zunaechst auf ein leckres Fruehstueck um dann gestaerkt zu unserer Wandertour aufzubrechen. Sie fuehrt uns ueber 6h runter zum Fluss und auf der anderen Seite wieder hoch zu einem riesigen Aussichtspunkt von wo aus man ihr Haus nur noch verloren im Wald am roten Dach erkennt. Mit kleinen Motivationshilfen schaffen wir es dann noch ein wenig hoeher zu einer Art Freiluftkirche und einer weiteren fantastischen Aussicht.
Voellig ausgehungert haben wir zum Abend ein schoenes Asado, mit gutem chilenischen Wein und einem netten Plausch. Wir verstehen uns trotz des unterschiedlichen Alters von Anfang an sehr gut sodass wir ein wirklich tolles Wochenende verbringen. Ihre Gastfreundschaft ist ganz einfach ueberwaeltigend und begeistert mich.

Am nachsten Tag erkundeten wir noch kurz den wunderschoenen naheliegenden Nationalpark bevor Valentina und ich uns wieder in den Alltag nach Talca stuerzten.

Ich hoffe unsere Fotos vermitteln euch einen Eindruck von diesem tollen Ort, wir hatten ein wunderbares Wochenende.

Liebste Gruesse an euch alle und einen besonderen Gruss an meinen geliebten Opa, der hoffentlich bald wieder ganz gesund ist und morgen gut nach Hause kommt.

20 Wochen - wie war es?

Seit 2 Wochen ist nun mein Praktikum offiziell vorbei. Zeit ein Resumée zu ziehen. Wie hatte ich es mir vorgestellt und wie lief es ab, habe ich etwas gelernt oder Zeit abgesessen?
Ich bin realistisch, während meines Praktikums wurde ich nicht in geheime neue Techniken der Internetprogrammierung eingewiesen, ich lerne insgesamt technisch vieles dazu aber auch nichts außergewöhnliches was ich mir nicht hätte beibringen können. Trotzdem, ich bin der Meinung in Bereichen gelernt zu haben die mir viel nützlicher sein werden.
Betty hat es geschafft, dass ich meine eigene Arbeitsweise überdenke und mir über gewisse Dinge bewusst werde und das ohne mich jemals zu kritisieren. Ich habe eine für mich wirklich große Entwicklung in den 6 Monaten durchgemacht, nicht auf technischer Ebene aber auf der Ebene der Arbeitsweise, des Arbeitsumfeldes und genereller Abläufe.
Ich glaube ich kann sagen, dass ich mittlerweile einfach sauberer arbeite und deutlich mehr auf Details achte. Es geht nicht mehr nur darum etwas eben fertig zu bekommen, sondern auch Alternativen zu betrachten, gedanklich etwas weiterzudenken und zu prüfen ob meine Arbeit wirklich gut ist oder nur akzeptabel.
Ich bin davon überzeugt, dass mir das Ganze deutlich mehr bringt als ein zwei weitere Kenntnisse im HTML Bereich.

Am 14. Laden Betty und Christoph mich noch überraschend zu einer „Praktikum beendet Feier“ ein. Ich freue mich darauf und denke an nichts Schlimmes. Als ich aber am Mittwochabend ankomme werde ich wirklich überrascht. Die Beiden haben ein großes Essen mit allen anderen Bewohnern des Grundstücks organisiert und vorbereitet. Beide halten dazu eine Ansprache die mich wirklich rührt und überreichen mir sogar noch ein tolles Survival Paket für meine Reise nach Bolivien und Peru. Es passiert mir nicht oft, dass ich mich wirklich überrascht und berührt fühle aber an diesem Tag ist das so. Ich freue mich die beiden und alle anderen kennengelernt zu haben und freue mich nun umso mehr weiterhin mit beiden zusammenzuarbeiten. Vor Allem aber freue ich mich ganz augenscheinlich wieder einmal gute Freunde gefunden zu haben.

Visum, Mendoza und Schnee

Am 25.09 sind tatsächlich wiedermal 3Monate rum. Durch mein ablaufendes Visum werde ich gut erinnert wie schnell die Zeit verfliegt. Diesmal genehmige ich mir aber das VIP Abteil im Bus für knappe 2€ Mehrkosten und plane über Freitagnacht nach Mendoza zu fahren und mich Samstagnacht wieder in Richtung Santiago zu begeben. Meine Rechnung wird jedoch am Freitagabend um 23Uhr am Busbahnhof in Mendoza zerrissen. Es hat geschneit, der Pass wurde gesperrt, ich soll einfach morgen wiederkommen. Witzig und wo soll man so lange hin? Letztlich alles halb so wild, ich finde mein altes Hostel wieder, kann mir doch noch eine Dusche genehmigen und werde tatsächlich am nächsten Morgen um 7 Richtung Santiago gekarrt.

Freitag, 23. Oktober 2009

Fiestas Patrias

Unser 3.10. ist der 18.9. Fiestas Patrias (patriotisches Fest), Nationalfeiertag in Chile. Am 18.09.18.10 wurde der erste cabildo abierto (öffentlicher Bürgerrat) in Santiago de Chile einberufen. So gilt der Tag als der Beginn des chilenischen Unabhängigkeitsprozesses und ist seitdem Nationalfeiertag.
Um dieses Datum wird schon lange im Voraus viel Theater gemacht und Vorbereitungen getroffen. Der Tag ist besonders geprägt von Traditionen, Empanadas, Mote con Huesillo, Asado, Pisco und Familie. Da mich Valentina mit zu ihrer genommen hatte konnte ich das ganze authentisch miterleben.

Es ist witzig, während wir in Deutschland überlegen ob es okay ist die deutsche Fahne zu zeigen wenn die WM in Deutschland stattfindet, so ist es hier Gesetz am 18. & 19.11 die chilenische Fahne an jedem Haus zu hissen, gut sichtbar und in gutem Zustand. Kommt man dem nicht nach oder die Fahne ist auffällig dreckig kann man Pech haben wenn gerade hier die Carabineros vorbeikommen und es ein nettes Bußgeld regnet.

Den 18. verbringen wir relativ ruhig in Laja, schauen uns die Parade in der kleinen Stadt an, an der anscheinend alle Vereine, Schulen und Einrichtugen teilnehmen und bereiten einiges für den nächsten Tag vor. Z.B. Empanadas die jede Familie selbst zubereitet natürlich nach ganz bestimmtem Rezept, um dann untereinander fleißig zu tauschen. Als wir z.B Verwandte besuchen bringen wir 10 Empanadas mit und kriegen dafür 10 andere. Das ist wohl der gute Ton an diesem Tag.
Valentinas Vater besitzt noch ein großes Grundstück etwas außerhalb der Stadt direkt am Fluss Laja. Dort trafen wir uns am nächsten Tag mit der ganzen Familie und stürzten uns munter in einige Wettbewerbe: von Tauziehen, Sackhüpfen oder Paarlauf bis hin zu traditionellen chilenischen Spielen wie tejo ähnlich dem Botcha oder emboque (man hat an einem Ende einer Schnur einen Stab am anderen ein atompilzartiges Holzgebilde welches man hochzieht und irgendwie mit dem Stab wieder auffängt). Dazu gibt es wie immer mehr als genug zu essen. Es ist irgendwie witzig weil es keine direkt feste Zeit gibt um zusammen zu essen sondern einfach alle paar Minuten einem irgendwas angeboten wird was man probieren muss. Komplett satt wird man dann am Schluss aber doch noch an den Tisch gesetzt weil nämliche das eigentliche Essen beginnt.

Währenddessen ist im Stadtzentrum 3 Tage lang ein großes Festzelt zum essen, trinken und abends feiern aufgebaut worden. Es ist nicht zu vergleichen mit den meisten Feiern wie ich sie aus Deutschland kenne. Hier tanzt der 65 Jährige nachts um 2 neben dem 20 Jährigen und alle haben Spaß. Die Pfadfinder übernehmen zum Teil die Bedienung, einige Einwohner spenden größere Summen, der Bürgermeister kauft einige Flaschen Wein und somit tragen viele etwas dazu bei, dass alles gut abläuft.
Mir gefallen die Feiertage, den ganzen Tag verbringt man entspannt mit der Familie oder gemeinsam bei Festveranstaltungen, man unternimmt verschiedenste Dinge und wir, Valentina, ihr Bruder und ich gehen jeden Abend noch ins Ramada(das Festzelt) zum Feiern und Tanzen.

Besonders interessant finde ich auch den Nationaltanz Chiles: Cueca. Jeder scheint ihn zu können. Selbst auf privaten Feiern meines Alters habe ich schon einige so rumhüpfen sehen und auch die Präsidentin Chiles muss vor laufender Kamera am 18.09 den Cueca aufführen. Der Tanz an sich ist durchaus interessant, erinnert mich immer an einen Balztanz aber mir gefällt die Idee einen echten generationsübergreifenden Volkstanz zu haben durchaus. Oft werde ich gefragt was denn in Deutschland der Nationaltanz wäre. Tja was soll ich da sagen?

Ich verstehe mich mit allen gut, keiner ist Deutschland gegenüber verschlossen oder hat große Vorurteile, es überwiegt die Neugier nach dem was so weit entfernt zu sein scheint. Trotzallem ist es ab und an für mich schwer, die Unterschiede, besonders zu konservativen chilenischen Familien, „strategisch“ zu umgehen. Für einige ist es nicht einfach vorstellbar, dass ich mit 23 Jahren ohne meine Familie reise, Geld verdiene und eigenständig bin, nicht kirchlich bin, eben alle unsere Freiheiten genieße die für uns so normal sind.

Zum trainieren habe ich übrigens einen „emboque“ geschenkt bekommen aber irgendwie muss ich mich da noch einarbeiten:)

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