Freitag, 23. Oktober 2009

Fiestas Patrias

Unser 3.10. ist der 18.9. Fiestas Patrias (patriotisches Fest), Nationalfeiertag in Chile. Am 18.09.18.10 wurde der erste cabildo abierto (öffentlicher Bürgerrat) in Santiago de Chile einberufen. So gilt der Tag als der Beginn des chilenischen Unabhängigkeitsprozesses und ist seitdem Nationalfeiertag.
Um dieses Datum wird schon lange im Voraus viel Theater gemacht und Vorbereitungen getroffen. Der Tag ist besonders geprägt von Traditionen, Empanadas, Mote con Huesillo, Asado, Pisco und Familie. Da mich Valentina mit zu ihrer genommen hatte konnte ich das ganze authentisch miterleben.

Es ist witzig, während wir in Deutschland überlegen ob es okay ist die deutsche Fahne zu zeigen wenn die WM in Deutschland stattfindet, so ist es hier Gesetz am 18. & 19.11 die chilenische Fahne an jedem Haus zu hissen, gut sichtbar und in gutem Zustand. Kommt man dem nicht nach oder die Fahne ist auffällig dreckig kann man Pech haben wenn gerade hier die Carabineros vorbeikommen und es ein nettes Bußgeld regnet.

Den 18. verbringen wir relativ ruhig in Laja, schauen uns die Parade in der kleinen Stadt an, an der anscheinend alle Vereine, Schulen und Einrichtugen teilnehmen und bereiten einiges für den nächsten Tag vor. Z.B. Empanadas die jede Familie selbst zubereitet natürlich nach ganz bestimmtem Rezept, um dann untereinander fleißig zu tauschen. Als wir z.B Verwandte besuchen bringen wir 10 Empanadas mit und kriegen dafür 10 andere. Das ist wohl der gute Ton an diesem Tag.
Valentinas Vater besitzt noch ein großes Grundstück etwas außerhalb der Stadt direkt am Fluss Laja. Dort trafen wir uns am nächsten Tag mit der ganzen Familie und stürzten uns munter in einige Wettbewerbe: von Tauziehen, Sackhüpfen oder Paarlauf bis hin zu traditionellen chilenischen Spielen wie tejo ähnlich dem Botcha oder emboque (man hat an einem Ende einer Schnur einen Stab am anderen ein atompilzartiges Holzgebilde welches man hochzieht und irgendwie mit dem Stab wieder auffängt). Dazu gibt es wie immer mehr als genug zu essen. Es ist irgendwie witzig weil es keine direkt feste Zeit gibt um zusammen zu essen sondern einfach alle paar Minuten einem irgendwas angeboten wird was man probieren muss. Komplett satt wird man dann am Schluss aber doch noch an den Tisch gesetzt weil nämliche das eigentliche Essen beginnt.

Währenddessen ist im Stadtzentrum 3 Tage lang ein großes Festzelt zum essen, trinken und abends feiern aufgebaut worden. Es ist nicht zu vergleichen mit den meisten Feiern wie ich sie aus Deutschland kenne. Hier tanzt der 65 Jährige nachts um 2 neben dem 20 Jährigen und alle haben Spaß. Die Pfadfinder übernehmen zum Teil die Bedienung, einige Einwohner spenden größere Summen, der Bürgermeister kauft einige Flaschen Wein und somit tragen viele etwas dazu bei, dass alles gut abläuft.
Mir gefallen die Feiertage, den ganzen Tag verbringt man entspannt mit der Familie oder gemeinsam bei Festveranstaltungen, man unternimmt verschiedenste Dinge und wir, Valentina, ihr Bruder und ich gehen jeden Abend noch ins Ramada(das Festzelt) zum Feiern und Tanzen.

Besonders interessant finde ich auch den Nationaltanz Chiles: Cueca. Jeder scheint ihn zu können. Selbst auf privaten Feiern meines Alters habe ich schon einige so rumhüpfen sehen und auch die Präsidentin Chiles muss vor laufender Kamera am 18.09 den Cueca aufführen. Der Tanz an sich ist durchaus interessant, erinnert mich immer an einen Balztanz aber mir gefällt die Idee einen echten generationsübergreifenden Volkstanz zu haben durchaus. Oft werde ich gefragt was denn in Deutschland der Nationaltanz wäre. Tja was soll ich da sagen?

Ich verstehe mich mit allen gut, keiner ist Deutschland gegenüber verschlossen oder hat große Vorurteile, es überwiegt die Neugier nach dem was so weit entfernt zu sein scheint. Trotzallem ist es ab und an für mich schwer, die Unterschiede, besonders zu konservativen chilenischen Familien, „strategisch“ zu umgehen. Für einige ist es nicht einfach vorstellbar, dass ich mit 23 Jahren ohne meine Familie reise, Geld verdiene und eigenständig bin, nicht kirchlich bin, eben alle unsere Freiheiten genieße die für uns so normal sind.

Zum trainieren habe ich übrigens einen „emboque“ geschenkt bekommen aber irgendwie muss ich mich da noch einarbeiten:)

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